2,0 av 5 stjärnor
Confusing, thoroughly clicheed, clumsily crafted
Recenserad i Tyskland 🇩🇪 den 31 december 2009
Ein mir nicht näher bekannter Mensch namens Chris Bunch, der sich offenbar bereits einige Meriten auf dem Gebiet der Fantasy erstritten hat, wird auf der Rückseite des Buches zitiert. "Exciting, well-plotted, complex", steht dort, "an excellent read and amazingly good first novel." Das hört sich gut an.
Nur leider fasst es mitnichten diesen Erstling von Jim Butcher angemessen zusammen, sondern eher das für meine Begriffe mehr als nur lesenswerte Debüt von Susanna Clarke, das sich ebenfalls um einen (bzw. zwei) Magier rankt und hiermit im Vorübergehen anempfohlen sei:
Jonathan Strange & Mr Norrell
.
Butchers erster Teil seiner inzwischen recht ausgewachsenen Reihe der Dresden Files ist zwar kein genereller Fall für den Papierkorb, aber das Prachtdebüt, das Chris Bunch darin sieht, ist es beileibe auch nicht. Ich will nicht zu sehr auf diesem nicht ganz angemessenen Praise-Zitat herumreiten (schließlich gehört das Klappern zum Marketing-Handwerk), aber interessanterweise fasst die darin gegebene Analyse des Buchs alles das zusammen, was meines Erachtens an STORM FRONT gerade nicht passt:
Es war erstens nicht "exciting". Was daran lag, dass es zwar zweitens "complex" war, aber drittens nicht wirklich "well-plotted". Von der Komplexität löst der Band jedoch kaum ein Jota ein, vieles bleibt einfach unerledigt liegen (gut, es ist eine Reihe von Romanen um den Privatschnüffler-Magier Harry Dresden, daher kann ich nicht ausschließen, dass das eine oder andere noch später erledigt wird). Mein Eindruck war allerdings der, dass auf den letzten Seiten noch im Schnelldurchlauf die verschiedenen Baustellen, die Butcher während des Romans aufgeworfen hatte, abgehakt würden, so, erledigt, erledigt, und, zack, erledigt. Buch fertig.
Außerdem wimmelt es in dem Roman nur so von außergewöhnlichen Figuren, die entweder als ihr eigenes Klischee oder als bemühte Einmaligkeiten durch den Roman laufen. Angefangen von Harry Blackstone Copperfield Dresden, der schon mit seinem Namen einen Budenzauber aufmacht, über den eiskalten Mafioso Marcone, die taffe Bullin Karrin Murphy, die doppelt scharfe Journalistin Susan Rodriguez, über Dresdens vergnügungssüchtigen "Hausgeist" Bob, eine Vampir-Zuhälterin, den schwertschwingenden Aufpasser des White Council, den schweigsamen Barkeeper und den bösewichtigen Shadowman. Ich habe vermutlich noch einige vermeintlich einzigartige Figuren vergessen, von denen mir beim Lesen der Kopf schwirrte, die ich aber zum Teil für meine Aufzählung nochmals aus dem Buch herauskramen musste, weil sie letztlich zwar da, aber nicht wirklich einprägsam waren.
Ähnlich konstruiert (nicht "well-plotted") kommt die Handlung daher - ständig passiert zufällig genau das, was die vermeintliche Spannungsschraube noch weiter dreht, die unwahrscheinlichsten Dinge geschehen immer zu richtigen (weil falschen) Zeit. Und Dresden rennt (halb-)nackt oder abstrus gekleidet durch das Weltgeschehen, was der Figur selbst eigentlich peinlich ist, aber aus der Guck-mal-wie-cool-Logik des Romans, der vermeintlich drollig-spannend-coole Situationen aneinanderschraubt, wiederum ... ja, irgendwie cool sein soll.
Butcher hat mitunter wirklich gute Ideen (seine Magie ist eine ebenso realistisch wie nachvollziehbar beschriebene Variante, die ich ihm wirklich zugute halte), aber er hat das Problem, dass all das, was er in seinem Kopf hat, nicht annähernd in seine unterm Strich doch verhältnismäßig dünne und insgesamt (nicht wegen der Magie, sondern wegen der weithergeholten Handlungverknüpfungen und unglaubwürdigen Zufälle) unwahrscheinliche Geschichte hineinpassen will - er sie aber nichtsdestotrotz reinschreibt.
Zumindest für mich ist die Harry-Dresden-Reihe nichts. Die Idee eines magisch begabten Privatdetektivs vermag mir zu gefallen, aber nicht der hier angenommenen Form. STORM FRONT fehlt die erzählerische Souveränität für einen hard-boiled-Thriller, aber ebenso die strukturelle Finesse für einen echten Kriminalfall, sei er nun von Agatha Christie oder Raymond Chandler. Und das ist der Dreh- und Angelpunkt: Butcher hat hier keinen schlechten Fantasy-Roman abgeliefert, aber einen halbgaren Thriller.
Vielleicht habe ich den Roman aus einer falschen Perspektive gelesen, vielleicht lag ich auch einfach nicht mit Harry auf einer Wellenlänge, vielleicht werden Fans der Dresden Files den oben von mir erwähnten Jonathan Strange als langweilig, langatmig und unspannend klassifizieren (was eine grundsätzlich unterschiedliche Beurteilungsgrundlage offenbaren würde), aber mein Fazit zu STORM FRONT ist: "Confusing, thoroughly clicheed, clumsily crafted, probably won't read it again."
Ich habe es aber immerhin bis zum Schluss gelesen. Dafür gebe ich mir und dem Roman je einen Stern.
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